Ein zirkuläres Businessmodell: Wichtiger denn je!


Zirkuläre Businessmodelle zielen darauf ab, Ressourcen effizienter zu nutzen und Abfälle zu minimieren. Damit unterscheiden sie sich von linearen Geschäftsmodellen, bei denen Produkte und Produktteile vorzeitig sowie am Ende ihres Lebenszyklus entsorgt werden. Was einfach klingt, ist oft anspruchsvoll in der Umsetzung.
Community Insights
von CEO4Climate
27.05.2025

Klar ist: Um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, braucht es zirkuläre Businessmodelle und sie gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie reduzieren Abhängigkeiten von Lieferketten, bieten Differenzierungspotential gegenüber Kund*innen und Mitarbeitenden und stärken Lieferantenbeziehungen. Daher sollten sie auch in Netto-Null-Fahrplänen von Unternehmen berücksichtigt werden.

Am Anlass vom 22. Mai standen praxisnahe und ehrliche Einblicke von KMU-Unternehmer*innen im Mittelpunkt. Für einmal hatten die Geschäftsführer*innen die Gelegenheit, ein Coaching zu den ersten Schritten in der Kreislaufwirtschaft zu absolvieren. Das Coaching wurde mit dem swisscleantech-Partner allyCE durgeführt – einem Verein zur Förderung der Kreislaufwirtschaft für KMU.

Fotografie: Patrik Fuchs
Weitere Bilder finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Key Community Insights aus dem Erfahrungsaustausch

Kreislaufwirtschaft als zentraler Hebel zur Netto-Null-Zielerreichung

Erst zwölf Prozent der hiesigen Unternehmen haben zirkuläre Geschäftsaktivitäten substanziell verankert und weniger als sieben Prozent der eingesetzten Rohstoffe kommen heute aus Quellen wie dem Recycling – über 93 Prozent stammen also weiterhin aus Primärquellen. Das ist vor allem bedenklich, weil die Kreislaufwirtschaft auf diesem Weg zu Netto-Null ein zentraler Hebel ist: 22 Prozent der inländischen Emissionen könnten durch geschlossene Kreisläufe eingespart werden.

Wettbewerbsvorteile durch kreislauffähige Businessmodelle

Unternehmen, die sich auf Kreislaufwirtschaft konzentrieren, erzielen klare Wettbewerbsvorteile. Die Integration kreislauffähiger Geschäftsmodelle trägt dazu bei, die Beziehungen zu Lieferant*innen zu stärken. Diese sind häufig bereit, gemeinsam an der Entwicklung neuer Produkte zu arbeiten, was Partnerschaften weiter festigt und einen Vorsprung zur Konkurrenz ermöglicht. Mit einer klaren Ausrichtung auf nachhaltige Praktiken können Kunde*innen gewonnen und Wachstumschancen realisiert werden.

Ein gewisser Pioniergeist ist entscheidend für die Etablierung der Kreislaufwirtschaft: Neuland in der Zusammenarbeit mit Kund*innen und Lieferant*innen erfordern Mut und Entschlossenheit – sie lassen sich nicht immer von Beginn an als klaren Business Case darstellen.

Netto-Null-Fahrpläne als Mittel zum Zweck

Netto-Null-(Branchen-)Fahrpläne zur Dekarbonisierung sind entscheidend, damit KMU-Geschäftsführer*innen rentable Investitionspläne entwickeln. Die hohen «Kosten des Nichthandelns» unterstreichen, dass die frühzeitige Umsetzung solcher Fahrpläne Sinn macht – insbesondere wegen begrenzter Fördermittel und steigender Energiepreise. Die Integration von Kreislaufwirtschafts-Aspekten in diese Pläne wichtig, um Kosten zu reduzieren und eine nachhaltigere Geschäftsstrategie zu fördern, die langfristige wirtschaftliche Vorteile und Wettbewerbsfähigkeit sichert.

Customer Sustainability Zurich Schweiz

Das Umweltschutzgesetz als starkes Fundament für die Kreislaufwirtschaft

Regulatorische Rahmenbedingungen sind zentral, damit KMU die Kreislaufwirtschaft auch wirtschaftlich umsetzen können. Die Revision des Umweltschutzgesetzes (USG) stellt die Weichen für eine ressourcenschonendere und wettbewerbsfähigere Wirtschaft in der Schweiz. Es gibt Bund, Kantonen und Gemeinden neue Instrumente an die Hand, um Kreislaufwirtschaft gezielt zu fördern. Die Bedeutung der Revision für Unternehmen hat swisscleantech in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule und PwC Schweiz in einem Whitepaper zusammengefasst.

Kreislaufwirtschaft mit vielen Facetten

Um kreislaufwirtschaftsfähige Businessmodelle zu implementieren, braucht es interdisziplinäres Denken abseits traditioneller Silos: Von digital geführten und damit transparenten Materiallagern, über Branchenlösungen oder Kooperationen in der Lieferkette zur Optimierung der Wiederaufbereitung bis hin zu Rückkaufmodellen liegen vielfältige Potenziale brach. Klar ist: Kreislaufwirtschaft ist mehr als nur Recycling.

Insbesondere sollte auch höherwertige R-Strategien miteinbezogen werden, damit der Wert des Produkts oder Services erhalten oder sogar gesteigert wird. Gleichzeitig ist auch eine Realität, dass viele Kreislaufstrategien an der Wirtschaftlichkeit scheitern. Ein höherer Preis auf CO2 und die Stärkung der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung sind deshalb Hebel, an denen swisscleantech arbeitet.