Als KMU unternehmerische Chancen auf dem Weg zu Netto-Null nutzen


Mit dem Ja zum Klimagesetz diesen Sommer wurde in der Schweiz das Netto-Null-Ziel bis 2050 gesetzlich verankert. Für KMU und Grossunternehmen geht es nun darum, klare und messbare Ziele sowie Massnahmen umzusetzen. Viele sind bereits auf diesem Weg, andere stehen noch am Anfang. Am ersten CEO4Climate KMU-Erfahrungsaustausch am 14. September diskutierten rund 50 CEOs die Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel – und vor allem, welche Rolle die Entscheidungsträger*innen eines KMU dabei spielen.
Community Insights
von CEO4Climate
18.09.2023

Wir danken unseren Partner für die Unterstützung dieses Anlasses:

Hauptpartner

Partner

Key Community Insights des KMU-Erfahrungsaustauschs

  • Zentral ist, dass wir jetzt umsetzen und nicht auf die perfekte Lösung warten. Es gilt, Ziele jetzt zu definieren und glaubwürdige Massnahmen zu implementieren. Die Erstellung einer Klimabilanz, die Festlegung von wissenschaftsbasierten Klimazielen oder eine Bestandesaufnahme mit esg2go – dem Schweizer ESG-Ratingtool für KMU – sind geeignete erste Schritte.
  • Die relevanten Hebel sind klar identifiziert: Gebäude, Mobilität, kreislauffähiges Geschäftsmodell und die Lieferketten sind die Punkte, bei denen es anzusetzen gilt.
  • Die Zusammenarbeit und insbesondere das Zusammenspiel zwischen KMU und Grossunternehmen ist dabei zentral. Ein Unternehmen, welches sich jetzt mit dem Klimaschutz auseinandersetzt und zum Vorreiter wird, bleibt auch erste Wahl bei den Kund*innen, Partner*innen und Talenten.  Insbesondere werden Reportingpflichten und die Umsetzung von wissenschaftsbasierten Klimazielen (SBT) die Anforderungen an KMU deutlich erhöhen.
  • Der Wissens- und Erfahrungsaustausch in Netzwerken schafft Orientierung auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel. Der regelmässige Austausch zu Möglichkeiten und Hindernissen unterstützt KMU bei der Implementierung ebenso effektiver wie glaubwürdiger Massnahmen und begünstigt auch das Schaffen geeigneter Rahmenbedingungen.

Fotografien: Raphaela Graf

Weitere Bilder finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Im Zentrum des Events standen fünf Breakout Sessions mit KMU-Business-Cases:

Glaubwürdige Klimaziele

mit Markus Daniel
Geschäftsführer Menu and More

Welches sind die Treiber, Chancen und Hürden für KMU bezüglich Klimazielsetzung und wie kommen auch KMU zu glaubwürdigen Klimazielen?

Download Präsentation (PDF)

Community Insights aus der Breakout Session

  • Die Erstellung einer Klimabilanz und das Setzen von Klimazielen ist ein erster zentraler Schritt auf dem Weg zu Netto-Null. Die Datenerhebung kann bisweilen sehr kompliziert sein für KMU. Es empfiehlt sich die Anwendung der 80/20-Regel. In den Folgejahren können die Klimabilanzierung und die Zielsetzung stetig verbessert werden. Berater*innen können helfen, den Fokus nicht aus den Augen zu verlieren.
  • Wissenschaftsbasierte Klimaziele (SBT) sind eine effektive und glaubwürdige Methode, um Klimaziele wissenschaftlich fundiert zu setzen. Die Verbreitung von SBT nimmt stark zu, wodurch KMU (welche in der Lieferkette von Grossunternehmen stehen) zunehmend ihre eigenen Klimaschutzziele und Massnahmen rapportieren müssen.
  • Insbesondere die Erfassung und Zielsetzung der Scope-3-Emissionen ist eine grosse Herausforderung (nicht nur für KMU). Auch hier empfiehlt es sich, diesen Weg pragmatisch zu starten, auch wenn er noch nicht perfekt ist. Das zugehörige Know-how muss aufgebaut werden, was auch über Vernetzungsformate geschehen kann.
  • Bei den Massnahmen kann viel über «Nudging» erreicht werden, beispielsweise, indem klimafreundliche Angebote als Default gesetzt werden.

swisscleantech – der Verband hinter CEO4Climate – unterstützt seine Mitglieder bei der Einführung einer Klimabilanz und der Einführung von wissenschaftsbasierten Klimazielen.

Elektrifizierung der Betriebsflotte

mit Urs Neuhauser
CEO Griesser Gruppe

Wie meistert man Herausforderungen bei der Elektrifizierung der Betriebsflotte – wie etwa die Bereitstellung und Finanzierung von Ladeinfrastrukturen oder die beschränkte Reichweite von Fahrzeugen?

Download Präsentation (PDF)

Community Insights aus der Breakout Session

  • Die Elektrifizierung der Betriebsflotte ist ein zentraler, auch finanziell interessanter Hebel um die Emissionen im Bereich Mobilität zu reduzieren. Wer glaubwürdig ein ambitioniertes Klimaziel verfolgt, kommt um diesen Schritt nicht herum.
  • Betriebsfahrzeuge werden von Mitarbeitenden im Normalfall nach Hause genommen und je nach Betrieb auch als Heimfahrzeug genutzt. Das Fehlen von Ladeinfrastruktur in Mietshäusern ist deshalb eine der zentralen Hürden (neben der Reichweite der Fahrzeuge und der Verfügbarkeit von Lieferwagen). Dies ist einer der Gründe, weshalb die Elektrifizierung von Betriebsflotten nicht von heute auf morgen erfolgen kann.
  • Bis Ladeinfrastrukturen auch in Mietshäusern flächendeckend eingebaut sind, braucht es unkonventionelle Wege und Lösungen, wie beispielsweise das Schaffen von dezentralen Service Points (mit Ladestationen), die Übernahme der Installation der Ladeinfrastruktur durch das Unternehmen oder die zusätzliche Anreize für Mitarbeitende (beispielsweise über Ladekarten).
  • Der Einbezug und die Sensibilisierung der Mitarbeitenden sind beim Thema Auto zentral – es ist immer noch ein emotional aufgeladenes Thema. Die Vorzüge von Elektroautos müssen für den Mitarbeitenden spür- und erlebbar werden, was aber der Fall ist, wie zahlreiche erfolgreiche Beispiele zeigen.
  • Empfohlen wird, dass sich Unternehmen beim Thema zusammenschliessen und sich auch in der Politik Gehör verschaffen. swisscleantech arbeitet deshalb mitunter daran, dass im Rahmen der CO2-Gesetzesrevision Mittel für den Aufbau von Ladeinfrastrukturen zur Verfügung gestellt werden.

swisscleantech betreut eine Arbeitsgruppe Grüne Logistik. Mit ein Thema ist dabei auch die Elektrifizierung von Betriebsflotten.

Ihr Ansprechpartner
Gregory Germann
gregory.germann@swisscleantech.ch

Innovative Wege im Gebäudemanagement

mit Reto Meyer
CEO Tour de Suisse Rad AG

Wie können KMU ihr Energiemanagement in Gebäuden verbessern und welche Möglichkeiten liegen überhaupt in ihrem Einflussbereich? Welche langfristigen Investitionsentscheide braucht es, um im Gebäudebereich einen Unterschied zu machen?

Download Präsentation (PDF)

Community Insights aus der Breakout Session

  • Dem Thema Energiemanagement im Gebäudebereich muss durch CEOs ein stärkeres Gewicht gegeben werden.
  • Der Energieverbrauch in den Gebäuden beträgt rund 45% des gesamten Energieverbrauchs. Rund ein Viertel der CO2-Emissionen stammen aus dem Gebäudesektor. Die Frage des Heizungsersatzes und der Energieeffizienz von Gebäuden sind zentrale Hebel, um die eigenen Emissionen (Scope 1 und 2) zu reduzieren.
  • KMU haben auch dann Handlungsoptionen, wenn ein Unternehmen ihre Liegenschaften bloss mietet. Durch Betriebsoptimierungen und einem direkten Austausch mit der Eigentümer*in lassen sich langfristig Kosten sparen und Veränderungen anstossen («Wir erwarten eine Umstellung auf eine erneuerbare Heizung in den nächsten Jahren»).
  • Da das fachliche Know-how im Gebäudebereich intern oftmals fehlt, ist es zentral, dass das Thema mit einer guten Partner*in angegangen wird. Manchmal kann man Kosten und Energieeinsparungen auch erreichen, in dem die Ansprüche etwas reduziert werden (muss beispielsweise die Belüftung immer für die maximale Auslastung eines Saals bemessen werden?)
  • Massnahmen können beispielsweise über Performance Contracting finanziert werden. Wichtig ist, immer eine Lebenszyklusbetrachtungen einzunehmen. So lohnt sich oft eine höhere, nachhaltigere Investition über den ganzen Lebenszyklus.

swisscleantech kann geeignete Partner*innen vermitteln, um Betriebsoptimierungen, aber auch ganzheitliche Lösungen zur Reduktion der CO2-Emmissionen im Gebäudebereich vermitteln.

Ihr Ansprechpartner
Christian Zeyer
christian.zeyer@swisscleantech

Kreislauffähige Geschäftsmodelle

mit Torge Barkholtz
CEO kooky

Wie kann ein KMU kreislauffähige Geschäftsmodelle implementieren und welche Rolle spielt die Geschäftsführung dabei? Welche ersten Schritte kann ein CEO unternehmen und wie können Mitarbeitende motiviert werden?

Download Präsentation (PDF)

Community Insights aus der Breakout Session

  • Für KMU ist der Übergang hin zu zirkulären Produktlinien oder Geschäftsmodellen deutlich schwieriger, als wenn die Kreislaufwirtschaft bereits Grundlage des Unternehmens ist. Die Werte und die Mission von Geschäftsführer*innen und Inhaber*innen im Sinne der Nachhaltigkeit sind deshalb für eine Transition zentral. Sie muss auch im Unternehmensalltag vorgelebt werden und Teil der Unternehmens-DNA sein.
  • In vielen Branchen ist die fehlende Basisinfrastruktur (z.B. Elektro-Ladestationen im Transportsektor oder Abfallstationen für Wiederverwertung von Produkten) ein Hindernis, um überhaupt den Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft oder allgemein nachhaltigere Geschäftsmodelle zu wagen. Hier sind auch Bund/Kantone gefordert.
  • Die Kreislaufwirtschaft hilft, bestehende Modelle ganzheitlich zu hinterfragen und die gesamte Wertschöpfungskette zu analysieren.  
  • Kollaborationen sind wichtig, um KLW im eigenen Unternehmen umzusetzen. Dafür muss man sich mit Unternehmen innerhalb und ausserhalb der eigenen Branche vernetzen. Damit die Umsetzung funktioniert, ist der Einbezug der Lieferanten, Abnehmer etc. zentral. Für Kooperationen braucht es klare Anforderungen (z.B. bezüglich der CO2-Belastung von Vor-Produkten) und insbesondere eine bessere (digitale) Messbarkeit von zirkulären Geschäftspraktiken. Nur so können Unternehmen von einer Kooperation überzeugt werden.

swisscleantech unterstützt CE123.ch – die Werkstatt für Kreislaufwirtschaft. Sie bietet praxisbezogene Unterstützung auf dem Weg zu einem kreislauffähigen Businessmodell.

Ihr Ansprechpartner
Gregory Germann
gregory.germann@swisscleantech.ch

Transparenz- und Reportinganforderungen

mit Philipp Aerni
Director Center for Corporate Responsibility and Sustainability ESG2Go

Download Präsentation (PDF)

und Daniel Berger
CEO Tophinke Automation & Gebäudetechnik AG

Download Präsentation (PDF)

Was bedeuten die erhöhten Reportinganforderungen für KMU und welche Daten werden für ein Reporting benötigt? Kann das Tool ESG2Go die Transparenz erhöhen sowie Greenwashing und den Bürokratieaufwand verringern?

Community Insights aus der Breakout Session

  • Ein Tool zur Erstellung von Ratings und/oder Berichten eignet sich gut, um Nachhaltigkeit als Thema betriebsintern zu lancieren. Viele KMU sind von Berichterstattungspflichten zwar (noch) nicht betroffen, bei Ausschreibungen kann jedoch schon heute ein entsprechender Bericht Teilnahmevoraussetzung sein und schafft andernfalls einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern.
  • Am Markt sind zahlreiche Tools vorhanden. swisscleantech hat esg2go mitentwickelt, weil speziell im KMU-Segment keine passende Lösung vorhanden war. esg2go verfolgt ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsverständnis – der Klimaschutz ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Aspekt. Das Tool bietet jedoch eine spezielle Lösung auch für die Klimabilanzierung.
  • esg2go eignet sich für KMU als Instrument, da es einen pragmatischen Einstieg mit überschaubarem Aufwand darstellt, während andere Instrumente die Gefahr mit sich bringen, zu wenig KMU-fokussiert und zu aufwändig zu sein, sodass allenfalls auf dem Weg zum Rating/Bericht das Vorhaben wieder abgebrochen wird. Der Bericht von esg2Go stellt eine sehr gute erste Standortbestimmung dar und bringt dank einem Branchenvergleich auch eine Einordnung zu Mitbewerber*innen mit sich.
  • Das Ergebnis (der Bericht) sollte nicht ungefiltert im Betrieb verbreitet werden. Empfohlen wird, auf die Haupterkenntnisse zu fokussieren und diese greifbar zu formulieren, Massnahmen abzuleiten und durch die Geschäftsführer*in oder die Inhaber*in zu kommunizieren.
  • Als erstes sollten diejenigen Massnahmen mit dem grössten Hebel implementiert werden, was rasch einen Fortschritt und entsprechende Motivation für weitere Massnahmen (bei sämtlichen Mitarbeiten) mit sich bringt. Die Massnahmen und deren Fortschritt sollen auch deshalb periodisch gemessen und im Betrieb kommuniziert werden.

swisscleantech unterstützt ihre Mitglieder bei der Einführung von esg2go und übernimmt im ersten Jahr die Lizenzkosten.

Ihre Ansprechpartnerin
Madeleine Guyer
madeleine.guyer@swisscleantech.ch

Vertretene Ausstellungen mit Lösungen für KMU

Fotogalerie

Fotografien: Raphaela Graf